Feuerwehren fühlen sich im Stich gelassen
Alarm im Bodenseekreis:
Eriskirchs Freiwillige Feuerwehr hat in ihrer Jahreshauptübung am Freitag gezeigt, was sie drauf hat. Der Respekt der etwa 150 Zuschauer dürfte den Einsatzkräften sicher gewesen sein. Was ihnen fehlte: eine Manöverkritik von übergeordneter Stelle. "Das Landratsamt hat es nicht für nötig gehalten, einen Vertreter zur Überwachung und Beurteilung der Leistungsfähigkeit dieser Feuerwehr zu entsenden", kritisiert Kommandant Reinhold Petzi. Grund für die Abwesenheit: Der Kreisbrandmeister hat zu viel zu tun und wird erst einmal in keiner Gemeinde mehr bei einer Übung dabei sein.
Das hat auch die Langenargener Feuerwehr bemerkt, die am Freitag parallel zu den Kollegen in Eriskirch den Ernstfall probte und ebenfalls auf eine Bewertung der Aufsichtsbehörde verzichten musste. Den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden sei im März in einem Schreiben mitgeteilt worden, "dass der Kreisbrandmeister bis auf Weiteres nicht an Hauptübungen und Hauptversammlungen teilnehmen können wird", teilt Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes Bodenseekreis, dazu auf SZ-Anfrage mit.
Das liege an der großen Zahl an Projekten, die aktuell liefen und sehr arbeitsintensiv seien, wie zum Beispiel die Planungen für neue Feuerwehr- und Mehrzweckschiffe für das deutsche Bodenseeufer. Die Expertise des Kreisbrandmeisters, "dessen Tag eben auch nur 24 Stunden hat", sei vielfach gefragt, erklärt Robert Schwarz. Hinzu kämen Einsätze zu allen Tages- und Nachtzeiten, die seine Aufmerksamkeit erforderten.
Er könne die Leistung seiner Kameraden selbst beurteilen, sagt Eriskirchs Kommandant Reinhold Petzi. Was jedoch fehle, wenn Übungen ohne Kreisbrandmeister oder einen Vertreter ablaufen, sei ein neutraler Blick von außen. Und: "Das hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun." Martin Schöllhorn, Kommandant der Langenargener Feuerwehr, sieht das genauso und ergänzt: "Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute üben das ganze Jahr, wollen dann gegenüber der Aufsichtsbehörde einen Leistungsnachweis erbringen, und dann kommt niemand mehr."
50 Termine im Jahr weniger
Die Bürgermeister verstehen die Enttäuschung ihrer Feuerwehrchefs. Das Landratsamt sei dafür zuständig, die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren zu überprüfen, betont Arman Aigner aus Eriskirch. "Wenn sich die Feuerwehrleute selbst korrigieren, ist es schwierig, Änderungen zu bewirken." Achim Krafft aus Langenargen spricht von einer "sehr unglücklichen Situation". Er hält es für schwierig, wenn ein Kommandant seine Leute beurteilt. Außerdem fehle diesem der Vergleich, auf welchem Niveau die Feuerwehren der anderen Kreisgemeinden üben.
Sprechers Robert Schwarz rechnet dagegen vor: "Bei 23 Städten und Gemeinden im Bodenseekreis sind dies allein für Übungen und Hauptversammlungen der Wehren an die 50 Termine im Jahr, überwiegend an Wochenenden und in den Abendstunden." Trotzdem habe sich der Landkreis die Entscheidung nicht leichtgemacht und werde versuchen, bei besonderen Anlässen auch künftig einen Vertreter des Landratsamtes zu schicken. "Dass insbesondere die vielen ehrenamtlichen Retter und Helfer hohes Ansehen und Wertschätzung beim Landkreis genießen, betonen wir immer wieder."
Brand im hohen Haus: Feuerwehr gibt alles Mehr als 70 Einsatzkräfte und 13 Fahrzeuge der Feuerwehren aus Eriskirch, Tettnang, Friedrichshafen sowie der SEG (Schnelleinsatzgruppe) des Roten Kreuzes und der Johanniter haben am Freitag den Ernstfall geprobt. Übungsannahme war ein Wohnungsbrand im hohen Haus in Mariabrunn mit vermissten Menschen. Keine acht Minuten nach der Alarmierung um 18 Uhr traf laut Pressebericht Einsatzleiter Klaus Hiller ein.
Sofort habe er mit seinem Führungsstab die Einsatztaktik besprochen. Wegen starken Rauchs konnten die Einwohner des Hauses nicht mehr über das Treppenhaus in Sicherheit gebracht werden. Die Rettung erfolgte über die Drehleitern der Feuerwehren Tettnang und Friedrichshafen. Zeitgleich gingen mehrere Trupps mit schwerem Atemschutz ins Haus, um den Brand zu löschen.
Kurzerhand wurde dem Bericht zufolge die Kreisstraße gesperrt und als Versorgungsabschnitt für die Verletzten und die eigenen Kräfte eingerichtet. Die Menschen wurden vom SEG erstversorgt und für den eventuellen Weitertransport in die Kliniken vorbereitet. Um 18.56 Uhr vermeldete der Einsatzleiter laut Bericht: "Übung beendet, alle vermissten und verletzten Personen sind in Sicherheit, der Brand ist gelöscht."
Bürgermeister Arman Aigner lobte bei der Nachbesprechung im Feuerwehrgerätehaus: "Die Zusammenarbeit der einzelnen Feuerwehren hat mal wieder hervorragend funktioniert, was heute eindrucksvoll demonstriert wurde." Kommandant Reinhold Petzi freute sich über das rege Interesse der Bevölkerung und die gelungene Übung. Seine Kritik ging in Richtung Landratsamt.
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